Kapitel 3
(28.März 2000):

Gráinne ist 4 Monate alt


 

 

 

I am a little girl
who has a little curl
right in the middle of her forehead

When I am good,
I am very, very good,
but when I am bad, I am horrid.

(Ich bin ein kleines Mädchen/ mit einer kleinen Locke/ mitten auf der Stirn,
Wenn ich lieb bin/, bin ich ganz toll lieb./ Doch wenn ich böse bin, bin ich furchtbar)

 

Mami und ich sind heute Nachmittag wieder auf unseren eineinhalbstündigen Spaziergang gewesen. Auf dem Hinweg habe ich ihr vorgemacht, wie groß ich schon bin, indem ich artig an ihrer linken Seite lief (an der Leine natürlich - ohne Ziehen). Ich bin nämlich nicht blöd, müsst ihr wissen, nur weil ich nicht sprechen kann. Bald nachdem wir im Wald angekommen waren, fing ich jedoch an, mir die Situation zu überlegen:

Es ist völlig klar, wenn ich an der Leine bin, selbst wenn es die lange ist, dann muss ich sowieso kommen, wenn ich gerufen werde. Also mache ich das, denn sonst bekomme ich auch keine Belohnung, und es wird sowieso durchgesetzt. Aber im Wald, ohne Leine, ist Mami, verglichen mit all dem guten Ärger, in den ich geraten könnte, langweilig, Ich höre noch Hundelehrer Thomas den Herrchen und Frauchen erzählen, dass sie für ihre Hunde interessanter zu sein haben als alles andere. Na, viel Glück! Ich kann auch zuhause mit dem Ball spielen, wenn ich unbedingt soll, und Leckerli nehmen im Vergleich zu den vielen guten Gerüchen und zu einer kleinen wilden Jagd doch nur den zweiten Platz ein.

Mami jagt mich nicht, deshalb komme ich dann doch irgendwann zurück, wenn ihre Stimme fester und ärgerlicher wird. Manchmal allerdings, wenn sie mich ruft, komme ich auf sie zugeschossen und lande in ihren Armen (Ich bin inzwischen ein guter Springer). Dann hat sie wieder gute Laune. Letzten Freitag wollte Thomas ihr zeigen, was sie mit mir falsch macht und nahm mich selbst für ein paar Minuten. Ha! Ich hab's ihm gegeben und ihm gezeigt, dass er einen Terrier nicht dazu überlisten kann, mit dem blöden Ball an der Schnur zu spielen. Das kann er vielleicht mit seinem Border Collie machen. Die werden ja gezüchtet, um zu gehorchen. Wir Terrier aber haben Geist und Witz. Thomas gab mich schnell zurück und sagte Mami, sie solle mich erst mal beruhigen. Runde 240 geht wieder mal an Gràinne!

Unter dem Tisch im Restaurant hier am Ort habe ich mich dann gut benommen, und der Kellner war auch nett zu mir. Er hat mir etwas Wurst gebracht. Mami hatte Papi erzählt, dass sie völlig unmotiviert sei irgendwelche Arbeiten für die Schule zu erledigen, da hat er uns zum Abendessen ausgeführt. Es ist ja nicht so, dass sie nichts zu tun hätte. Die Arbeiten türmen sich auf wie der schiefe Turm von Pisa. Da wird Mami erst mal keine Zeit für mich haben. Aber wenn's so kommt: ich werde einfach ein paar Schuhe zerlegen, wenn ich nicht genug Aufmerksamkeit bekomme.

Papi hat gedroht, wieder Fotos von mir zu machen. Sie lachen mich ständig aus, weil ich so viele Milchzähne verloren habe. Ich habe schon vier neue, aber immer noch vier weitere Lücken. Mami hat zwei Milchzähne gerettet, von denen sie einen selbst gezogen hat. Winzige kleine Dinger! Wie hab ich das nur hingekriegt, mit dem Babyzeug so viele Löcher in Haut und Kleidung zu machen? Und nun bin ich doch schon ein großes Mädchen! Diese Babyfotos sind ärgerlich. Bis ihr mich hier besucht, werde ich schon so groß sein, dass ich mich um Euren Nacken ringeln kann und das werde ich auch tun!

Ich soll wieder in meine Hütte. Stellt Euch nur mal vor, wie viel Spaß ich haben könnte, wenn ich nachts durch das Haus geistern könnte ... "Träum schön, Gráinne". Mami sagt, sie wird bald weiter schreiben. Habt Geduld mit ihr, ich halte sie auf Trab!

Ich küsse Euch und wedle mit dem Schwanz!
Gráinne

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