Kapitel 26:

Agility macht Spaß
(... und ich bin ein Cover Girl)


Mami schneidet Würstchen klein, holt ihre Fußballschuhe heraus und bindet meine Stirnhaare zusammen, dass ich wie ein Einhorn aussehe. Das bedeutet: Heute ist Agilitytag! Wenn ich auf unserem Spaziergang bummele, bringt sie mich manchmal damit in Bewegung, dass sie mich daran erinnert und sagt, „Agility, Gráinne!“. Dann lege ich einen Zahn zu.

Wir haben inzwischen drei Jahre lang geübt: im Frühling, im Sommer und im Herbst, draußen auf der Wiese beim Hundeverein, egal ob es gießt, stürmt oder ob die Sonne vom Himmel herunter brennt, im Winter dagegen in einer ungeheizten aber trockenen Reithalle. Vor ungefähr 1 ½ Jahren, im Winter 2005, fing Coach Ela allerdings an, die Augen zusammen zu kneifen und die Stirn zu runzeln. Sie schickte Mami und mich zum Tierarzt um meine Knochen und Gelenke überprüfen zu lassen. Aber Onkel Doc hat mich von Kopf bis Schwanz geröntgt und mich für fit erklärt, auf alles zu springen und zu klettern, was ich möchte.

Meine Stottersprünge vor den Hindernissen erwiesen sich als weitere typische Wheateneigenschaft. Deshalb schickte mich Ela schließlich in die Seniorengruppe, weil ich innerhalb eines Jahres sowieso das entsprechende Alter haben und weil es auch für meine Gelenke besser sein würde. Wheaten springen eben steil (Vergleiche „Wheaten Greetin’). Außerdem hat Mami gesagt, sie sei eine Seniorin, warum sollte ich nicht auch eine sein.

Die Seniorengruppe ist eine tolle Gruppe von Hunden, Herrchen und Frauchen und die Atmosphäre ist entspannt, auch wenn der Schwierigkeitsgrad wie bei A2, also der zweitschwierigste, ist. Macht nichts, ich springe sowieso über alles, was sich mir in den Weg stellt, auch wenn sich Mamis Gehirnwindungen eine ganze Weile lang kräuselten, wenn sie überlegte, wie sie diese schwierigeren Parcours bewältigen sollte.

Hürden und Weitsprung sind toll. Ich segle ohne große Anweisungen einfach darüber weg. Ich habe nie versucht darunter durch oder darum herum zu laufen, selbst wenn sie wellen- oder kreuzartig auf einander folgen. Bei den letzten Hürden schickt sie mich mit dem Kommando „Go!!“ vor, denn ich bin schneller als sie.

Bei unserem ersten offiziellen Turnier in der Nähe der holländischen Grenze wurde ich fotografiert, wie ich gerade über die letzte Hürde springe. Man kann auf dem Foto sehen, wie Mami gerade „Go!“ ruft, während ich meine Füße bis unter mein Kinn hoch hebe. Zwei Wochen später, bei dem Turnier unseres eigenen Vereins, brachte uns ein Teilnehmer von dem Verein des ersten Turniers einen Zeitungsausschnitt mit unserem Foto mit! 24 Stunden später hatte Papi das Original in Farbe und zwei Wochen später war ich auf dem Titelbild der Juliausgabe der Illustrierten unseres nationalen Klubs für Terrier. Jetzt bin ich nicht nur eine Prinzessin sondern auch ein Cover Girl (Protz-protz!)!

Tunnel sind meine Favoriten, egal ob gerade oder gebogen oder ob es der Sacktunnel ist. Das ist der ideale Platz für eine Runde Verstecken spielen. Zuerst musst Du Deinen Menschenpartner dazu erziehen, dass er Dir deutlich macht, welches der richtige Eingang ist, wenn der Tunnel eine U-Form hat. Dann gilt die Wette, wer zuerst am Ausgang ist, Mami oder ich. Einmal, bei einem Spaßturnier, habe ich Mami auch ausgetrickst: sie war schon am Ausgang und wunderte sich, warum ich so lange brauchte, aber ich hatte mich im Tunnel gedreht und war wieder zum Eingang heraus gelaufen und amüsierte mich dabei, kreuz und quer über die Hürden auf dem Platz zu springen. Alle haben gelacht, Mami aber auch.

Der hohe Steg macht Spaß, weil ich darauf größer bin als Mami (was nicht viel bedeutet). Einmal bin ich herunter gefallen und habe einen Salto gedreht. Als Mami sich aber versichert hatte, dass ich mir nicht wehgetan hatte, hat sie darauf bestanden, dass ich gleich noch einmal rüberlaufe. Jetzt laufe ich immer lieber etwas langsamer über den Steg.

Mit der wackligen Wippe konnte ich mich zuerst überhaupt nicht anfreunden. Bei unserem ersten Turnier in Rhede hatten sie eine aus Metall und als ich da rüber gelaufen bin, hat dieses Monster doch mächtig geklappert und mich mächtig erschreckt. Beim nächsten Turnier wollte ich dann gar nicht erst bis zum Kipppunkt laufen. Mami hat dann gesagt, dass es wenig Sinn macht, Stunden lang zu einem Turnier zu fahren, wenn wir schon vorher wüssten, dass wir jedes Mal wegen der Wippe disqualifiziert werden würden.

Tja – stellt Euch vor, was ich dann zu Weihnachten bekam: meine eigene professionelle, extra für mich hergestellte Wippe aus Aluminium, damit ich in unserem Garten jeden Tag damit üben konnte, was Mami dann auch machen konnte, während ihr gebrochenes Bein heilen musste. Inzwischen laufe ich rüber ohne mit der Wimper zu zucken.

Die A-Wand ist das einzige Hindernis, zu dem Mami und ich verschiedener Meinung sind: Sie erwartet, dass ich wie der Blitz auf der einen Seite rauf und auf der anderen Seite wieder runter sause. Jetzt frage ich Euch: Würdet Ihr auf den Eiffelturm raufklettern und sofort wieder runter sausen, ohne Euch oben in aller Ruhe mal umzusehen? Na, also: ich jedenfalls halte jedes Mal oben an, werfe einen prüfenden Blick rings herum, um zu sehen, wie die Party so läuft und um sicher zu gehen, dass die Leute auch Zeit haben, mich, die Prinzessin, gebührend zu bewundern. Inzwischen wartet Mami unten und tut alles, um mich wieder herunter zu locken: verspricht mir Leckerli und was nicht alles, wenn ich nur schnell wieder unten ankomme. Bei unserem ersten Turnier in dieser Saison habe ich mir oben 6 Sekunden gegönnt, was uns allerdings den zweiten Platz und einen besonderen Pokal gekostet hat, den Mami gerne gewonnen hätte. Schau Dir mal das Video bei You Tube an.

Jetzt hat Daddy Sorge, dass Mami nun auch noch eine Wand für den Garten haben möchte. Na, mal sehen, was mir für die nächsten Turniere für Unsinn einfällt. Irgendwelche Vorschläge?

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