Kapitel 32
(9. Mai 2009):

Diarmuids Ankunft


Als Mami und Papi mich dieses Mal aus dem Hundehotel abholten, hatten sie eine Überraschung für mich im Auto: einen lästigen kleinen Bruder! - "Das könnt Ihr doch wohl nicht ernst meinen!" dachte ich, "Seit wann ist Gráinne nicht genug? Das ist doch nicht etwa für immer, oder? Wann geht der Typ wieder?"

Sie haben ihn aus Naestved in Dänemark geholt, wo sie die Danterri Wheaten Züchter Birthe und Bjarne Jakobsen in ihrem Hause trafen. Diese Leute waren riesig nett zu Mami und Papi (Ich glaube allerdings, weil sie Diarmuid loswerden wollten, obwohl sie sagten, dass sie fast angerufen hätten um zu sagen, dass sie ihn nicht hergeben könnten). Die Jakobsens luden Mami und Papi sogar zum Abendessen und zum Frühstück ein, hatten den ganzen Nachmittag und Abend eine Freundin zum Übersetzen da und waren  überhaupt wunderbare Gastgeber. Alle fühlten sich so, als ob sie sich schon seit Jahren kannten und Mami und Daddy waren dankbar für alles, was sie für meinen Babybruder getan haben.

Als Mami und Papi schließlich am nächsten Morgen Diarmuid in seine Kiste im Auto taten und Birthe noch ein Spielzeug, einen Kauknochen, Halsband und Leine, Fressnapf und einen Beutel mit Diarmuids Babynahrung dazu gelegt hatte, hatten Jakobsens auch versprochen uns in Bramstedt zu besuchen, und wir freuen uns alle darauf. Diarmuids Hundemami Sara und sein Onkel Jasper wedelten vor Freude mit den Schwänzen, als sie alle an ihren Zwingern vorbei zum Auto gingen. Ich frage mich schon, warum die beiden das taten.

Obwohl er vor der Fahrt kein Frühstück bekommen hatte, wurde Diarmud erstmal reisekrank. Auf der Fähre von Rödby nach Puttgarden allerdings war er ein kleiner Engel ...

... aber Mami musste trotzdem seine Decke waschen, als sie zu Hause ankamen.

Jetzt weiß ich endlich, warum die zweite Kiste ins Haus kam: es war kein Wohnzimmer für mich sondern ein Schlafzimmer für Diarmuid. Noch erstaunlicher ist die Babypforte, die Tessas Daddy Enno am unteren Ende der Treppe angebracht hat und die mir meine Freiheit nimmt, die Treppe rauf und runter zu laufen, wann ich will. Wenn sie mich mit nach Dänemark zu den Züchtern genommen hätten, dann hätte ich die Jacobsens überzeugt, dass sie ihn uns nicht geben sollten. "Ein charmanter Troll" hatten die Jakobsens an Mami und Papi in der Woche vorher geschrieben. Oh, wirklich?

Sobald wir zu Hause ankamen, machte ich ihm deutlich, was ich von Trollen hielt: Geh mir aus dem Weg!  Nimm mir ja nicht meinen Kauknochen weg! Geh nicht in meine Kiste. Du gehst Deinen Weg und ich gehe meinen. Diarmuid hat das schnell begriffen. Er weiß inzwischen auch, was "No!" bedeutet, nachdem er versucht hatte Daddy's Zwiebeln und Kartoffeln im Garten zu ernten und zwei Löcher unter dem Gartenzaun hindurch gebuddelt hatte.

Das eine Mal brachte ihn der Nachbar nach Hause, das andere Mal - das hättest Du sehen sollen!- hat ihn Mami in ihrem Pyjama, mit Jacke und Gummistiefeln aus dem hohen nassen Gras auf dem leeren Nachbargrundstück aufgesammelt. Mami verbrachte gestern einen Teil des Tages damit, Kaninchendraht rund um das Gemüsebeet und um die neuen Stauden und Bretter vor Diarmuids "Baustelle" am Zaun aufzustellen. Er kennt auch schon, "Komm", "Good Boy" und "Komm da raus!". Rate mal, warum!

Mami und Papi gaben einen Sektempfang für Diarmuid. Vier Paare, die bei Diarmuds Beschaffung eine Rolle gespielt hatten, kamen, um ihn kennen zu lernen und um mir ihr Beileid auszudrücken. Meine Wheatenfreundin Tessa war auch da und hielt ihn mir für eine Stunde vom Leibe, bis sie auch genug von dem Kobold hatte. Danach musste Diarmuid an die Leine. Geschah ihm recht!

Diarmuid geht von Anfang an gut an der Leine. Wenn ein Auto kommt, setzt er sich neben Mamis Bein, nicht weil er es gelernt hätte, er hat eben Angst vor Autos. Na, wartet, bis er erwachsen ist. Ich hatte damals auch zuerst Angst.

Eines Tages könnte er als Bruder vielleicht sogar ganz in Ordnung sein. Sein Debut in der Öffentlichkeit fand jedenfalls auf dem Olivenfest in Wilstedt statt. Weil Daddy meinte, er müsste seine Hände frei haben, um das gekaufte Olivenöl zu tragen, musste ich zuhause bleiben. Ich bin schließlich die Zuverlässigere von uns beiden. (Zum Ausgleich spielte Mami mit mir Frisbee als sie wieder zurück waren). Er hat den vielen Leuten gut gefallen, hatte keine Angst vor ihnen und wurde öfter nach seiner Rasse gefragt. Wie kommt es bloß, dass jeder den kleinen Welpen so gerne mag? Ich vermute, weil er nicht in ihre Kisten krabbelt.

Nachts schläft der Kleine tief und fest in seiner Box, aber Du solltest den Krach hören, den er schlägt, wenn Mami und ich zum Einkaufen fahren oder auf meine langen Spaziergänge gehen und wenn er dann in seine Kiste muss. Seine Nickerchen pflegt der junge Herr entweder neben dem Wassernapf im oberen Bad oder unten in der Küche zu halten. Wenn er schläft, sieht er wie ein Engel aus!

Er hat auch schon die guten Dinge des Lebens entdeckt: Ochsenziemer und Vanilleeis. Im ganzen Haus und im Garten hat er mein Spielzeug verstreut. Alle Schuhe sind außer seiner Reichweite! Glücklicherweise erreicht er noch nicht die Sachen, die auf dem Küchentisch oder auf der Arbeitsfläche liegen. Das bleibt mir noch als mein alleiniges Gebiet.

Dafür, dass er meinen Ochsenziemer gekaut hat, während Mami und ich etwas besorgten, hab ich mich revanchiert. Ich hab ihm einfach seinen weggenommen, obwohl ich selbst auch noch einen hatte. Das ist ja wohl das Vorrecht einer großen Schwester, oder?

Wir müssen getrennt essen, damit ich mir nicht - versehentlich - etwas aus seiner Schüssel nehme. Er bekommt noch Welpenfutter, und das ist zu fett für meine Taille. Mami möchte, dass ich für meine Agilityturniere schlank bleibe. Ich begreife sowieso nicht, warum er dreimal am Tag gefüttert wird und ich nur einmal (offiziell jedenfalls). Schließlich piesel ich ja auch nicht ins Haus. Ich bin ja schon ein großes Mädchen. Vielleicht begreift er es so allmählich, obwohl er noch eine Zeit brauchen wird, bis er das auf Kommando draußen tut.

Wir rennen um die Wette zur Tür, um die Gäste zu begrüßen, wenn jemand klingelt oder klopft. Wenn's klopft, sind es Hundefreunde, die in Wirklichkeit kommen, um mich zu sehen, aber dieser Hofnarr denkt, dass es um ihn geht!

Wenn wir dann gerade oben sind, gewinne ich, weil Mami ihn erst auf den Arm nehmen und herunter tragen muss und ich bin schneller als Mami! Wenn wir gerade unten sind, lass ich ihn manchmal gewinnen, nur nicht, wenn Daddy nach Hause kommt. Der gehört mir! Diarmuid gibt erstmal fünf bis sechs Küsse und fängt dann an zu nibbeln und beißen. Ich geb immer nur Küsse. Möchtest Du welche? Einfach nur "I love you, Gráinne" sagen.

Jeder sagt, wie schön Diarmuid ist. Mami sagt, ich muss diese Woche noch zum Haare schneiden auf den Trimmtisch damit ich auch so nett aussehe wie er. Ach, ich glaube, die Schönheitspreise überlasse ich lieber ihm.

Daddy nennt ihn "Gangster", denn er hat eine schwarze Maske vor dem Gesicht. Passt gut zu ihm, weil er heute Abend bereits unsere Kausticks vom Küchentisch geklaut hat. Vielleicht wird aus diesem Typen doch noch ein ganz guter Komplize!

                                                                                                  

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