Kapitel 2 
(Februar 2022):

Eine ganz neue Welt

 
     

Meine dänische Mama hat uns früh aufstehen lassen, um zu frühstücken und draußen herumzulaufen, bevor sie Tequila und mich ins Auto setzte. Sag bloß, dass wir für weitere Impfungen zum Arzt fahren? - Aber nein, dies war eine andere, ganz lange Fahrt und nach 15 Minuten gab ich das Weinen auf. Als wir endlich anhielten, brachten sie mich in ein Haus und eine Dame sagte: "Ich bin Mama und das ist Papa." - Hä? Für den Fall, dass das wirklich wahr sein sollte, leckte ich ihre Gesichter sehr enthusiastisch ab, um mich bei ihnen einzuschmeicheln.

Wir spielten und umarmten und küssten uns. Ich machte ein kleines Nickerchen, während die Menschen zu Mittag aßen. Plötzlich waren Tequila, Mama und ihre Freundin weg und ich war allein mit diesen Leuten, die sich Mama und Papa nannten. Ich warf einmal einen Blick auf die Tür und entschied dann, das Beste daraus zu machen.

Es wurde ein langer Tag mit viel Aufregung und neuen Eindrücken: das Haus, der Hof und die Menschen. Nachdem Tequila gegangen war, kamen keine anderen Hunde, nur Menschen. 

Zwei neue Leute klingelten an der Haustür und Mama sagte: "Das sind deine Patentante Uschi und Onkel Gregor." Nur für den Fall, dass sie wichtig sind und gute Leckereien haben, habe ich sie auf der einen und auf der anderen Seite geküsst. Daddy verkündete, dass mein Name Caoimhe ist. Kaum zu glauben, dass das "KIE-va" ausgesprochen wird.  Ein irischer Mädchenname, weil meine Rasse irisch ist. Klingt weiblich und bedeutet sanft, schön oder kostbar. Ich gebe mein Bestes, um alles drei zu sein. Kostbar ist einfach.

Ich hatte nicht viel Appetit, aber ich aß ein bisschen von meinem Kibble. Ich fand mein Kuschelbett in der Küche, war aber zu aufgedreht, um drin zu bleiben. Mummy nimmt mich immer wieder mit nach draußen, damit ich pinkele, aber in meinem alten Zuhause habe ich es immer auf Zeitungen gemacht. Mummy machte sich ein Bett neben meinem, damit ich mich die ersten drei Nächte nicht so allein fühlen sollte. Nach ein paar Minuten blieb ich die ganze Nacht ruhig. Ich halte sie besser bei Laune, wenn sie jetzt wirklich die Mummy ist. Ich küsse viel, um sie heiter zu stimmen. Ich muss meinem Namen alle Ehre machen.

Am nächsten Tag machte ich weitere neue Abenteuer durch. Ich musste in meiner Kiste bleiben, während Mummy einen einjährigen, 110 Pfund schweren Schwarzen Russischen Terrier namens Mister Schubert spazieren führte. Schubis Familie ist mit Covid unter Quarantäne, also macht Mummy die morgendlichen Spaziergänge mit ihm. Ich machte einen Aufstand, als sie mich einsperrte, um mich vor dem Kauen an Stromkabeln usw. zu schützen, aber ich gab auch schnell auf und war friedlich, als sie zurückkam. Ein bisschen beleidigt allerdings. Sie sagen, ich werde das lernen. Vielleicht morgen. Ich verbrachte den ganzen Abend damit, unter Mamas Schreibtischstuhl zu schlafen, außer um ihr zu folgen, wenn sie aufstand, um etwas zu tun, oder auf meinem Raw Hide zu kauen oder mit Mama Ball zu spielen.

Das ist jetzt also mein Zuhause. Wir spielen und kuscheln und ich versuche daran zu denken, meine Zähne dabei nicht zu benutzen. Die Küche hier ist wie in meinem ersten Zuhause und dafür brauche ich meine scharfen kleinen Zähne. Ich bekomme Leckerlis und Lob, wenn ich meine Geschäfte draußen erledige. Ich hab das jetzt begriffen und Mama schaut auf die Uhr und beobachtet mich mit Argusaugen, um Fehler zu vermeiden. Wir sind schon nah am Ziel. Jeder liebt mich und ich liebe jeden.

Wörter, die ich schon erkenne: Good girl (Lob für mich als braves Mädchen), go piddle (geh pinkeln), no (nein)!, come (komm), down (runter), sit (sitz), go upstairs (gehe nach oben; ich nehme allerdings den Mummyvator, weil Treppen nicht gut für Babybeine sind). Let's go outside (Lass uns nach draußen gehen), come inside (komm rein) und are you hungry (Hast du Hunger)?  Heute starten wir mit sit/ stay.

Ich kenne jetzt die Regeln für die Autokiste: kein Jammern und nicht den Kopf durch die Gitterstäbe stecken; der Kofferraumdeckel kommt gleich runter. OK, also liege/sitze ich still in der Kiste.

Ich bin wie meine Eltern vollständig geimpft und aufgefrischt, so dass ich jetzt kleine Spaziergänge auf  den Feldern machen kann. Patin Uschi und Mama brüllten vor Lachen, als ich bei einem meiner ersten Spaziergänge einen sauberen Knochen fand: Harry ist zurück (siehe: www.roisindoggie.de, Kapitel 6)! Welpengröße speziell für mich! Ich habe es ihnen gnädig übergeben, im Gegensatz zu meinen Vorgängern.  Ich versuche zu gefallen.  Auf unserem nächsten Spaziergang fanden wir einen riesigen Haufen frische Knochen usw. Sie packten mich, so dass ich nicht dorthin kam und wir änderten unsere Route, bis sich der Dorfbürgermeister darum kümmerte. Wie schade; Harry wird vielleicht nicht wieder auftauchen.

Wir hatten diese Woche Besuch aus Bayern: Tante Wanda und Onkel Gert. Sie haben Mama beim Training unterstützt und jetzt, da es 3 gegen1 ist, muss ich ohne Springen und ohne Beißen zusammenarbeiten. Tante Wanda lässt mich einen Ball zurückbringen. Apropos Spielzeug, ich habe herausgefunden, wie ich die Bälle innerhalb einer halben Stunde aus meiner ausgestopften Schildkröte nehmen kann. Und es dauerte gerade 5 Minuten, um mein Holzspielzeug zum Abdecken von Leckereien zu beherrschen (prahl, prahl!).  Ich bin  zu 95% stubenrein und lerne die Städte kennen, während ich an der Leine gehe (Onkel Gert steckt mich in meine Autokiste, nimmt mich mit und führt mich),  und heute sogar die Großstadt Bremen mit Straßenbahnen und vielen Menschen und Kopfsteinpflaster unter den Füßen. An der Leine  laufen geht ziemlich gut, aber ich hasse Lifte. Sie sagen, ich muss es trotzdem lernen. Ich mochte die Rolltreppe im Kaufhaus, weil Mama mich trug.

Wir gingen in ein Restaurant und ich war so müde von all den Eindrücken in der Stadt, dass ich mein Abendessen aß und neben Onkel Gerts Stuhl schlief. Und Mama hatte gedacht, sie würden zu kämpfen haben, um mich davon abzuhalten, hochzuspringen!  Nein, ich muss mit Róisíns Vermächtnis Schritt halten.  Das zweite Restaurant, zu dem sie mich mitnahmen, ist sehr traditionell und dort gibt es vor allem geräucherten Aal. Die Kellnerin zeigte Mama und Onkel Gert eine neue Art, Aale zu häuten: Bingo! Sie war  sehr nett zu mir.

Heute hatten wir unser erstes richtiges Abenteuer. Mama und Tante Uschi probierten auf unserem Spaziergang einen neuen Weg, was Spaß machte, aber um sicherzustellen, dass der Weg für meine Welpengelenke nicht zu lang war, kürzten wir ihn quer über ein Feld ab. Auf halbem Weg waren sie plötzlich bis zu den Knöcheln im Schlamm und hofften, dass sie nicht verschluckt würden. Mummy steckte mit einem Bein bis zur Wade drin und Tante Uschi fiel auf die Knie. Die federleichte Caoimhe hat sich nur die Beine schmutzig gemacht. Also habe ich Bekanntschaft mit der Dusche gemacht und Mama sagt, dass ich es dort ziemlich gut gemacht habe. Zwei Waschmaschinen laufen und zwei Paar Stiefel trocknen in der Hoffnung, dass sich der Schlamm dann ablöst.

 

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