Kapitel 25 (Oktober 2005):

Jetzt bin ich geprüfter Begleithund!


 

Ja, Opa und Oma, ich bin’s mal wieder: Gráinne Maria Bennedikta na Dun na nGall.

 Ich widme dieses Kapitel meines Abenteuerbuches, das von meiner höheren Bildung handelt, Euch, weil ich weiß, wie sehr Ihr Euch immer darum gesorgt habt, dass Eure Familienmitglieder, die Hunde eingeschlossen, eine gute Schulbildung bekommen. Deshalb gebe ich mir Mühe, für Euch Ehre einzulegen. Außer, wenn mich der kleine Teufel in mir plagt und mich davon trägt.

 Mami und ich haben inzwischen fleißig bei Kluckens Hundeschule trainiert und Daddy ist darüber sehr erfreut. Er streichelt uns über den Kopf, wenn wir uns auf den Weg machen, und erkundigt sich, wie es war, wenn wir zurückkommen. Bei Vereinsveranstaltungen kommt er mit und in unserem Garten stellt er Hürden zum Üben auf.

 Im Februar hatten wir mit den Hunden aus unserer Schule ein Wettrennen, nur so zum Spaß. Daddy lief schon mal vor, während Mami mich noch krampfhaft fest hielt, aber als sie mich los ließ, flog ich geradezu hinter ihm her. Ich konnte nicht alle Border Collies an Schnelligkeit übertrumpfen, aber war doch schneller als einige von ihnen.

Mami sagt, sie fühlt sich noch immer nicht ganz fit für Agilityturniere, so lange sie selbst noch über Hürden stolpert und vergisst, welches das nächste Hindernis ist, aber ich selbst bin inzwischen sicher genug, dass ich ihre Fehler ausbügeln kann. Deshalb wurde es nun Zeit, die Voraussetzungen für eine Teilnahme an Agilityturnieren zu schaffen.

 Zuerst musste Mami mal dem „Klub für Terrier“ beitreten. Danach konnte sie mir eine „Leistungskarte“ bestellen, ein kleines gelbes Buch, in das alle meine (und ihre!) Erfolge und Misserfolge eingetragen werden. Jetzt konnten wir uns auch zu einem BH-Seminar anmelden, ein Vorbereitungskurs für die Begleithundeprüfung, die von den Hundeverbänden zur Teilnahme an Turnieren gefordert wird.

 Mami hatte sich bereits seit Januar auf den Kurs vorbereitet und das Datum für die Prüfung rückte bedrohlich näher, während sie die Antworten zu den 150 Fragen für die schriftliche Prüfung auswendig lernte. Ich musste derweil lernen, bei Fuß zu gehen, mich auf Befehl hinzulegen oder mich hinzusetzen und am schlimmsten: zu warten. Grrrrr – warten? Für Wheaten Terrier ist Warten Zeitverschwendung. Sie müssen mit dem Leben weiter machen.

 Ende Mai kam näher und wir fingen mit dem Kurs an. Jetzt fing die Uhr wirklich an zu laufen, denn das Datum für die Prüfung stand fest. Wir gingen zwei Mal die Woche zum Training und übten jeden Tag auf meinen Spaziergängen. Ich war eine vorbildliche Schülerin, ging bei Fuß, saß und legte mich hin, lernte andere Hunde und Leute zu ignorieren und sogar zu warten (!).

Trainer Horst sagte ich sei die einzige Schülerin, die wirklich entspannt und ruhig war, während ihre „Hundeführerin“ 30 Meter entfernt mit dem Rücken zu ihr stand. Ich ließ sie diese Zeit in der fünften Woche bis zu 5 Minuten ausdehnen, schnüffelte während dessen nonchalant in der Luft herum, zählte die Gräser zwischen meinen Pfoten und zeigte den anderen Kids, wie man das macht. – bis ich Horst sagen hörte, „Man merkt, dass Gráinne älter als die anderen Hunde ist“. – WAAAAS? Älter? Ich werd’s ihm zeigen! Von nun an blieb ich nur noch so lange liegen wie nötig, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte, um anschließend mein eigenes Programm abzuspulen. Mami war so verzweifelt, dass ich einmal auf unserem Spaziergang sogar 7 Minuten wartete, als niemand dabei war, damit sie wieder Mut fasste. Einmal. Nur einmal!

 Am 3. Juli, dem Tag der Prüfung, war Mami jedenfalls in bester Panik. Wir standen extra früh auf, damit wir vorher einen langen Spaziergang machen konnten, von dem Mami annahm, dass er mich beruhigen und es mir auch einfacher machen würde, in der Prüfung 10 Minuten liegen zu bleiben.

 Es regnete jedoch wie aus Gießkannen und ich würde jedenfalls meinen Prinzessinnenhintern nicht auf das nasse Gras niederlassen, soviel stand fest. Mami überlegte, ob wir einfach nicht antreten sollten, entschied sich aber dann dafür, dass es besser war, es zu versuchen und dabei durch zu fallen als es überhaupt nicht zu versuchen.

 Sie bestand erst mal die schriftliche Prüfung, die sie dazu berechtigte, am praktischen Teil teilzunehmen. Wir gingen unruhig die Straße auf und ab, bis wir an der Reihe waren und ich setzte mich auch einige Male hin, um sie wissen zu lassen, dass ich das konnte, wenn ich es wollte. Dann wurden wir auf die Prüfungswiese gerufen. Mami hatte mich gerade mich hinlegen lassen, als sich die Wolken über mir öffneten und ein Wolkenbruch niederging. Die arme Mami sah wie ein begossener Pudel aus, wie sie da so 30 Meter von mir entfernt stand, nicht zu mir sehen durfte und hoffte, dass ich warten würde. Ich entschloss mich, sie mit einem kleinen Tänzchen aufzumuntern. Mami amüsierte das ganz und gar nicht. Spielverderber! Na ja, ich begriff, das sie nicht in Laune war "Krieg mich, wenn Du kannst“ zu spielen und lief auf Befehl zu ihr. Es folgte eine Wiederholung des Ganzen: Hinlegen, warten, tanzen.

 Schließlich waren die zehn Minuten vorbei und wir gingen zum Richter zu der nächsten Folge von „bei Fuß“, „langsam“ und „schnell“, hinlegen auf Kommando, im Zickzack durch eine Gruppe von Leuten, erst an der Leine und dann ohne. Inzwischen war „Wolkenbruch“ gar kein Ausdruck mehr.

Mami gebrauchte einmal ein verbotenes Handzeichen, als ich auf Kommando aus der Bewegung liegen sollte. Natürlich hatte die Richterin das gesehen, und wie hätte sie auch meine Tänzchen übersehen können? Aber wir hatten genug Punkte um bestehen zu können. Ich kann schließlich rechnen und wusste wie viele Verlustpunkte wir uns leisten konnten.

 Als wir es geschafft hatten, versprach mir Mami, dass ich nie wieder in 30 Meter Entfernung 10 Minuten liegen muss. Nie wieder. So versprach ich dann, beim dritten Teil des Examens mitten in der Stadt mit zu machen.

 Das war eigentlich ziemlich einfach, alles angeleint, so dass der Teufel mich nicht zu einem erneuten Tänzchen verführen konnte. Bei der allerletzten Übung musste Mami mich vor einem Geschäft anbinden und außer Sicht gehen, während ein anderer Hund vor mir vorbeiging. Wie konnten sie nur annehmen, dass mich irgendein anderer Hund interessieren könnte, wenn Mami weg ist? Sie wird doch wohl wieder kommen? Mami? Mami??? – Ahhhhh, da ist sie. Ich muss ihr schnell einen Kuss geben. „O.K., Gráinne,“ flüsterte sie, „jetzt darf ich wieder mit Dir reden, und wenn wir wieder im Auto sind, bekommst du ein großes Leckerli! Wir haben die Prüfung bestanden.“

 Ich bekam eine neue Schärpe für meine Hundekiste und zwei Eintragungen in meinem Leistungsbuch, die besagten, dass Mami und ich bestanden hatten. Jetzt dürfen wir auch an Agilityturnieren teilnehmen. Ich muss gleich an einer neuen Choreographie für meine Tanzeinlage beim ersten Turnier arbeiten!

 Ich werde Euch noch stolz machen, Opa und Oma.

Liebe Grüße und feuchte Küsse
Gráinne

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