Kapitel 35
(Januar 2010):

Des "Gangsters" erster Geburtstag


Verdammt - er übernimmt allmählich die Regie: Wenn wir unsere Kauknochen bearbeiten, dann will er meinen und bellt mir ins Gesicht, bis ich einlenke, nur um Ruhe zu haben. Der "Gangster" hat eine SEHR laute Stimme und geht nicht etwa freiwillig in seine eigene Kiste sondern benutzt mindestens einmal am Tag meine, um dort ein Nickerchen zu machen.

Auf unseren täglichen 90-minütigen Spaziergängen braucht er eine Fangleine, die er hinter sich herschleppt, damit Mami drauftreten kann, um ihn einzufangen, wenn er nicht freiwillig kommt. Ich selbst komme natürlich immer freiwillig, naja fast immer.

Ab und zu fliegt der Macho wie ein Irrer über die Felder, und wenn er zurückkommt benutzt er mich als Rammbock. Er muss eine Schraube locker haben.

Er ist auch Opfer von merkwürdigen kleineren Unfällen. Unser Tierarzt sagt, dies sei für ihn der erste Hund, der sich mit seiner Decke verletzt hat: Diarmuid wickelte sich seinen Fuß in die Decke im Wagen und zog in seiner Panik so fest zu, dass Mami ihn nicht wieder heraus bekam. Er schrie, als ob sie ihm das Bein brechen wollte. Zum Glück hatte Mami ihre Swiss Card im Auto und sägte die Decke mit der winzig kleinen Klinge ab. Diarmuid konnte erstmal nicht mehr laufen und brauchte ein Schmerzmittel, die Mimose! Gestern nun verwickelte sich meine Leine in seinem Bart. Das hat es wohl auch noch nicht gegeben.

Auf unseren Spaziergängen üben wir. Ich trainiere dann die Rally-O-Aufgaben, z.B. "Vor", "rechts/ links", "Sitz", "Hinlegen", "Zurück" usw. Diarmuid muss für seine Begleithundprüfung im nächsten Herbst üben. Wenn wir aus dem Wald kommen, müssen wir uns hinsetzen, Mami geht 30 Meter weiter und schaut auf ihre Uhr, bevor wir wieder aufstehen dürfen. Diarmuid hat schon 5 1/2 Minuten geschafft. Ich schummele lieber etwas und bewege mich schon so nach 2 1/2 Minuten vorwärts (siehe Kapitel 25). Mami hatte mir damals versprochen, dass ich das nach meiner Begleithundprüfung nicht mehr machen müsste. Wenn wir Bei-Fuß-Gehen üben, dann schiebt mich der Rüpel immer von Mamis Seite weg, damit er das Leckerli bekommt (Wir können nicht beide zur gleichen Zeit an Mamis linkem Bein gehen).

Zuhause kuschelt er mit Mami und schmiegt sich gerne auch an Daddy. Sie nennen ihn den "Wikinger", weil er in Dänemark geboren wurde und es vorzieht auf den kalten, harten Fliesen zu liegen statt auf dem warmen, weichen Teppich. In seiner Kiste schiebt er konsequent die Decke an die Seite und schläft auf der harten Unterlage. Außer wenn er in meinem Bett liegt.

Als ich im vergangenen September mit Agility aufhören musste, haben Mami und ich mit Rally-Obedience (eine Folge von Gehorsamsprüfungen) begonnen, um weiter zusammen zu arbeiten. Einmal im Monat, während des Winters zweimal, üben wir unter Turnierbedingungen, also mit Stoppuhr und mit Zählen von Fehlerpunkten und so. Trainerin Ela hat einen Pokal gestiftet, den ihr Sohn mal gewonnen hatte, der ihn nicht haben will, weil er ziemlich blöd aussieht (der Pokal). Sie hat dazu sogar einen neuen Sockel anfertigen lassen, aber keiner wollte ihn gewinnen, weil er dann auch für ein Jahr beim Gewinner aufbewahrt werden muss. Trotzdem entwickelte jeder in der Gruppe Ehrgeiz, weil er ja auch nicht dumm aussehen wollte.

Beim Novemberturnier waren wir Dritte von 5 (Mami hatte vergessen, ihre Schritte zu zählen; wäre sie einfach weiter gegangen ohne nachzudenken, hätten wir gewonnen). Im Dezember hatte sie gezögert, als ein Schild nicht auftauchte, das sie erwartet hatte: 10 Minuspunkte und Platz 2 von 6 Teams. An diesem Tag haben wir es dann auch ohne Leine probiert. Das war besser für uns beide: mir baumelte das Ding nicht um den Kopf und sie hatte eine Hand für Leckerli frei, sobald die erlaubt waren :-)))).

Die Ironie ist nun, dass die Teams, die jeweils besser als wir waren, bei dem zweiten Turnier am Schluss gelandet sind, so dass wir mit unseren Mittelplätzen doch die meisten Punkte hatten und  den blöden Cup gewonnen haben. Mami sucht nun Platz in irgendeinem Schrank (Aber ein bisschen stolz sind wir doch!). Der eigentliche Siegerpreis war jedoch, dass die ganze Gruppe "Super!" applaudierte.

Als wir vor zwei Monaten mit Rally-O anfingen, dachten wir, es wäre langweilig. Es ist ja auch nicht so aufregend wie Agility, aber je komplizierter die Aufgaben, desto interessanter und wir freuen uns schon auf die Fortsetzung nach der Winterpause im April. Diarmuid wird dann mit Agility anfangen. Aber ich weiß nicht, ob er die Finesse dafür hat; ich glaube er ist eher der Typ, der Rugby oder American Football spielen sollte.

Am 16. Januar ist der Gangster auch schon 1 Jahr alt geworden. Mami hat ihm den gleichen Leberkuchen gebacken, den ich immer zum Geburtstag bekomme (Papi rümpft dann immer die Nase und flüchtet. Versteh ich nicht, wo Leber doch sooooo lecker riecht!).

Diarmuid bekam Schneestiefel zum Geburtstag. Die sind praktisch, weil sich bei ihm beim Spazierengehen im Schnee immer Eisbälle unter seinen Pfoten bilden. Er konnte vorher kaum nach Hause gehen und ich hatte fast Mitleid mit ihm.

 

 

Aber mit den Stiefeln war es ein schöner Geburtstagsspaziergang am Morgen. Danach hat Mami den Leberkuchen angeschnitten. Mami hat gesagt, ich müsse ihm auch artig zum Geburtstag gratulieren. Na, gut, er hat mir ja auch ein Stück von seinem Kuchen abgegeben.

 

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